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  • 28. August 2014 23 2 Min.

Praktische Kontakt-Apps können in autoritären Staaten von Polizeibehörden missbraucht werden (Bild: Sam Azgor / flickr / by 2.0)

Schwulenaktivisten beklagen, dass die Polizei in Beirut gezielt männliche Homosexuelle verfolgt – mit Hilfe eines Instant-Messaging-Dienstes.

Im Libanon verschärft die Polizei offenbar den Verfolgungsdruck auf Schwule, so die Warnung von Helem, der ersten LGBT-Organisation im arabischen Raum. Auf ihrer Facebook-Seite schrieben die Aktivisten am Dienstag: "Helem hat erfahren, dass die Polizeistation in der Hobeich-Straße Menschen in Beirut verhaftet und ihre Whatsapp-Kontakte durchsucht hat. Sie bestellen Kontaktpersonen von Verhafteten in die Polizeistation ein, basierend auf der Art des Gesprächs auf WhatsApp", so die Organisation. Eine Bestätigung für diese Meldung gibt es bislang nicht.

Männer, die von der Polizei einbestellt worden sind, sollten sich telefonisch mit Helem in Verbindung setzen, so die Empfehlung der Aktivisten. Ferner sollten sie die Nummern der Polizeistation einspeichern, um sie identifizieren zu können. Anrufe von unterdrückten Nummern sollten niemals angenommen werden. "Das ist sehr wichtig, also teilt diese Informationen mit euren Freunden", forderte Helem auf. Bereits zuvor hatte Helem gewarnt, nicht ohne Anwalt zur Polizeidienststelle zu gehen. Außerdem klärte die Organisation Homosexuelle über ihre Rechte auf, etwa das Recht auf Aussagenverweigerung, und warnten vor unfairen Verhörtaktiken.

Mutmaßliche Homosexuelle wochenlang in Untersuchungshaft

Erst am 9. August sorgte die Verhaftung von 27 mutmaßlichen Homosexuellen in einer Sauna in Beirut für Empörung (queer.de berichtete). Den Männern war vorgeworfen worden, sich für sexuelle Kontakte im Badehaus getroffen zu haben. Helem bezeichnete die Festnahmen als willkürlich und forderte die sofortige Freilassung der Inhaftierten. Sieben der Verhafteten befinden sich allerdings laut den LGBT-Aktivisten noch immer hinter Gittern, obwohl bereits eine Kaution hinterlegt worden ist. Die anderen Gefangenen sind gegen diese Zahlung auf freien Fuß gesetzt worden.

Helem befürchtet, dass homophobe Mitinsassen eine große Gefahr für schwule Männer in libanesischen Gefängnissen sind. Zusammen mit anderen Organisationen hatte Helem den Fall in einer gemeinsamen Presseerklärung publik gemacht.

Alle Verhafteten erwartet eine Anklage nach einem Gummiparagrafen gegen "widernatürlichen Sex". Zwar ist Homosexualität im Libanon nicht explizit verboten, libanesische Gerichte haben aber bereits mehrfach entschieden, dass gleichgeschlechtliche Liebe "widernatürlicher Sex" sei und daher gegen Paragraf 534 verstoße. Schwulen droht damit ein Jahr Gefängnis. Die Männer könnten aber auch nach Paragraf 521 angeklagt werden, der Unsittlichkeit in der Öffentlichkeit unter Strafe stellt.

Der Libanon gilt trotz der Verfolgung als einer der liberalsten arabischen Länder. In Beirut gibt es sogar eine kleine LGBT-Szene. Allerdings sorgte das Land in den letzten Jahren für Aufregung, weil offenbar an schwulen Gefangnenen Anal-Untersuchungen durchgeführt worden sind (queer.de berichtete). Diese werden von Menschenrechtsaktivisten als Folter angesehen und sind bereits 2010 vom nationalen Ärzteverband verboten worden. (dk)

#1 schwarzerkaterEhemaliges Profil
  • 28.08.2014, 13:35h
  • krass, ein verdacht reicht scheinbar schon aus, damit das handy auf andere (schwule) kontakte untersucht wird. ekelhaft.
    ob nun der libanon oder afrikanische staaten, oder, oder ... schon erstaunlich wieviel manpower diese korrupten staaten in die verfolgung schwuler einsetzten, statt sich um deren realen probleme vor ort zu kümmern.
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#2 JajajaAnonym
  • 28.08.2014, 13:38h

  • Schlimm!
    Was ich aber auch hier nicht verstehe: manchmal sind es die Leute die am meisten Angst vor Ausspähung, Vernetzung und Datenklau haben, die fleißig WhatsApp benutzen, was erwiesenermaßen noch transparenter ist als normale SMS. Viele Facebook- Kritiker nutzen Facebook im Übermaß und breiten ihr ganzes Leben dort für jedermann sichtbar aus. Das privat gestellte Sachen nur relativ privat sind, sollte gerade den Kritikern klar sein.
    Es kommt mir immer etwas vor wie mit Waffen für Abrüstung kämpfen.

    Ich habe kein Facebook und WhatsApp und das ist auch gut so!
    Was man so schon im Internet von sich Preis gibt, reicht aus.
    Warum manche ihr Leben in Facebook verbreiten, mit ihrem Namen alles anklicken was ihnen gefällt, dass die Werbeschaltung weiß welche Produkte sie empfehlen kann und das noch in Jahrzehnten nachvollziehbar ist wann xy was bei Facebook gepostet, welche Meinung er zu welchem Thema er äußerte, oder welche Fotos er der Öffentlichkeit gezeigt hat, verdrängen die meisten. Es ist aber nicht mehr rückgängig zu machen, auch nicht durch löschen.
    Das kritisieren die meisten, machen aber munter weiter.
    Der Schrei nach Publicity der eigenen Person im virtuellen Umfeld ist größer als der Schrei der selben Personen nach Angst vor Überwachung und übertriebene Vernetzung.
    Facebook inklusive Whats App und Co sind AUCH durch euch angebliche Kritiker so erfolgreich!
    Konsequent wäre es nicht zu nutzen.
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#3 LaurentEhemaliges Profil
  • 28.08.2014, 13:58h
  • Antwort auf #2 von Jajaja
  • Wie bereits im Bericht zu Grindr geschrieben, ist es mir ein Rätsel, dass in den neuen Medien sensibelste Daten blauäugig preisgegeben werden, ansonsten aber (z.B. Volkszählung) hartnäckig auf Datenschutz gepocht wird. Hinterher ist das Gekreische immer groß.
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