Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?23442

Erneuter Anti-Bildungsplan-Protest

Birgit Kelle spricht bei "Demo für Alle"


Birgit Kelle bei einer "Demo für Alle" in Stuttgart im letzten Sommer

  • 20. März 2015 18 5 Min.

Nach einem Ausflug nach Hannover kehrt die homophobe Bewegung am Samstag nach Stuttgart zurück. Mit dabei ist auch eine Vertreterin des französischen Vorbilds.

Von Norbert Blech

In Stuttgart deutet sich für den Samstag erneut ein kleiner Ausnahmezustand an: Die homophobe "Demo für Alle" der AfD-nahen "Initiative Familienschutz" erwartet 1.000 Teilnehmer zu einer Kundgebung auf dem Schillerplatz. Während die Antifa diese Veranstaltung stören will, versammelt sich auf dem benachbarten Schlossplatz ein ebenfalls größerer Gegenprotest.

Wie jetzt bekannt wurde, soll Birgit Kelle die Hauptrednerin der "Demo für Alle" werden. Die konservative Publizistin und Aktivistin ist durch ihr Buch "Gender-Gaga" und einem Auftritt bei "Hart aber fair" derzeit in aller Munde. Die bis in die Reihen der Union beliebte Polemikerin – sie nahm kürzlich an einer CDU-Podiumsdiskussion an der Seite von Generalsekretär Peter Tauber teil – war bereits zuvor Gast der "Demo für Alle" und hatte unter anderem in "Focus" oder rechten und "christlichen" Online-Magazinen immer wieder Falschdarstellungen über den Bildungsplan in Baden-Württemberg verbreitet (queer.de berichtete).

Mit Protesten gegen die geplante Schulaufklärung über Homo- und Transsexualität hatte die Bewegung in Stuttgart begonnen, dann immer mehr Nebelkerzen über angebliche Auswüchse der Sexualkunde verbreitet und zuletzt in weiteren Teilen Deutschlands wie Niedersachsen und Schleswig-Holstein erste Versuche einer Mobilisierung gestartet: In Hannover gab es bereits die erste "Demo für Alle", in Kiel könnte bald eine folgen.

Dass es den Veranstaltern (neben einer Mobilisierung im Sinne der AfD) in Wirklichkeit klar um eine Gegenbewegung zu LGBT-Rechten und -Akzeptanz geht, zeigte die Bewegung seit dem letzten Wochenende mit einer gezielten Kampagne gegen einen Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie im Ländle (queer.de berichtete).

Birgit Kelle betätigt sich dabei als Lautsprecher der Kampagne: In einem Video-Interview mit der rechten "Jungen Freiheit", das auch vom Hetzportal "Politically Incorrect" verbreitet wurde, und einem viel beachteten Text im Online-Magazin "The European" verbreitete sie die wildesten Lügen und Übertreibungen über den Aktionsplan, der eine "Gehirnwäsche" und einen "Generalangriff auf Familie und Gesellschaft" darstelle. Es sieht so aus, als würde die Bewegung demnächst jede politische Initiative für LGBT als Angriff auf Eltern und Kinder und als weitere Eskalation darstellen.

Vorbild aus Frankreich marschiert mit


Ludovine de la Rochère mit Papst Franziskus und dem Logo der homophoben Bewegungen aus Frankreich und Deutschland

Wie man das erfolgreich macht, kann auf der "Demo für Alle" am Samstag Ludovine de la Rochère erzählen, die Präsidentin der französischen Bewegung "La Manif Pour Tous", die sich mit Protesten gegen die Öffnung der Ehe für schwule und lesbische Paare einen Namen gemacht hatte. Zwischenzeitlich nahmen nach Polizeiangaben bis zu 300.000 Menschen an den Demonstrationen teil, bei denen es immer häufiger auch zu Ausschreitungen kam (queer.de berichtete).

Erste Erfahrungen mit dem Kampf gegen Homo­sexuellen-Rechte hatte Rochère als Sprecherin der katholischen Bischofskonferenz gesammelt. Die alten Verbindungen halten: Im letzten Jahr unterrichtete sie Papst Franziskus in einer Privataudienz über ihren Kampf für die "traditionelle" Familie und übergab ihm ein T-Shirt mit dem Logo der Bewegung.

Die Grafik, die Vater, Mutter und zwei Kinder zeigt, sowie der Titel "Demo für Alle" wurde dann im letzten Jahr für die Bewegung gegen den Bildungsplan von der "Initiative Familienschutz" übernommen. Bereits zu einem früheren Protest in Stuttgart war mit Jérôme Brunet ein Vertreter des französischen Vorbilds vor Ort (auch bei der anderen aktuellen Bewegung gegen Schulaufklärung, den "Besorgten Eltern", waren Gäste von "La Manif Pour Tous" anwesend).

Protest und Gegenproteste


Auch die NPD ruft zur Teilnahme an der "Demo für Alle" auf. Sie bleibt aber vor allem eine AfD-Veranstaltung: Der letzte Protest in Hannover war von (geringfügig überklebten) AfD-Plakaten umgeben

Weitere angekündigte Redner der "Demo für Alle" am Samstag sind Josef Dichgans, Landesvorsitzender der "Christdemokraten für das Leben", Ulrike Walker von der "Schweizer Volksinitiative zum Schutz vor Sexualisierung im Kindergarten und der Primarschule" sowie Heinz Veigel. Er hatte mit Mitstreitern die ursprüngliche Petition gegen den Bildungsplan gestartet, bis der größer werdende Protest von der "Initiative Familienschutz" aus dem Berliner Büro der AfD-Europaabgeordneten Beatrix von Storch übernommen wurde. Mit weiteren unangekündigten Rednern, vor allem von dieser Partei, ist zu rechnen.

Der homophobe Protest beginnt um 15 Uhr am Schillerplatz. Nach der Kundgebung zieht die "Demo für Alle" zum Staatstheater, wo eine Abschlusskundgebung und das inzwischen rituelle In-die-Luft-lassen von Ballons in roter und blauer Farbe geplant sind.

Bereits um 14 Uhr wollen sich Gegner der Demo rund um die AntiFa am Schillerplatz versammeln und den homophoben Protest laut Aufruf "Blockieren. Unterwandern. Vermiesen." Bei den meisten "Demos für Alle" hatte die Antifa die einzigen Gegenproteste veranstaltet, die allerdings oft in kleineren Auseinandersetzungen mit einer nicht zimperlichen Polizei, einigen Festnahmen und späteren Verfahren endeten (queer.de berichtete).

Am Samstag wird es zugleich einen größeren Gegenprotest unter dem Titel "Stuttgart ist und bleibt bunt" geben. Bei der Veranstaltung ab 15 Uhr auf dem Schlossplatz spricht unter anderem Alfonso Pantisano von der Berliner Gruppe "Enough is Enough". Zu dem Stuttgarter Protestbündnis, das die bunte Kundgebung ursprünglich als Teil der Internationalen Wochen gegen Rassismus geplant hatte, gehören auch die Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. und der CSD Freiburg.

Während vom Stuttgarter CSD weiter nichts in der Sache zu hören ist, hat inzwischen auch der LSVD zur Teilnahme an dem bunten Protest aufgerufen. "Wir müssen uns entschlossen den Kräften entgegenstellen, die unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaft mit rechtspopulistischer und religiös-fundamentalistischer Ideologie unterminieren wollen", sagte Brigitte Aichele-Frölich vom LSVD-Landesverband Baden-Württemberg. "Wir müssen all jenen die Stirn bieten, die unterschiedliche Lebensentwürfe nicht ertragen können und Vielfalt nur als Angriff, aber nie als Bereicherung verstehen. Wir müssen alle jenen widersprechen, die verbissen und wütend das eigene Weltbild zum Maßstab erheben und im Namen von Ehe und Familie, Religion und Abendland gegen all jene zu Felde ziehen, die (den eigenen) rassistischen und homophoben Vorstellungen widersprechen."

Wöchentliche Umfrage

» Am Samstag, den 21. März demonstrieren Bildungsplangegner zum sechsten Mal in Stuttgart. Besorgt dich das?
    Ergebnis der Umfrage vom 16.03.2015 bis 25.03.2015

#1 AlexAnonym
  • 20.03.2015, 13:01h

  • Jetzt müssen die Bildungspläne endlich zügig umgesetzt werden, ehe diese ewiggestrigen Fanatiker noch stärker gemacht werden.
  • Direktlink »
#2 Schon wiederAnonym
  • 20.03.2015, 13:06h
  • Muß die homophobe Schreckschraube jetzt überall dabei sein. Hoffentlich regnet es Tonnen von Eiern auf sie herab. Schon merkwürdig, daß diese Verhetzung in D kein Nachspiel hat.
  • Direktlink »
#3 Realo-PolitikAnonym
  • 20.03.2015, 13:14h
  • Antwort auf #1 von Alex
  • Die grün geführte Landesregierung setzte und setzt in 5 Jahren Regierung überhaupt nichts um. Kein einziger Bildungsplan, keine einzige Maßnahme gegen Homophobie in den Schulen wird vor der nächsten Landtagswahl im kommenden Jahr stattfinden.

    Immerhin wurden evangelikale Faschos einschließlich so genannter "Homo-Heiler" im Staatsministerium hofiert, bevor die "Verschiebung" der Bildungspläne bekanntgegeben wurde.

    Herr Kuhn (Agenda 2010) schweigt als grüner Oberbürgermeister in Stuttgart weiterhin zu den regelmäßigen Hassmobilisierungen der rechten Allianzen, unter Beteiligung von Nazis, gegen Schwule und Lesben.
  • Direktlink »

Kommentieren nicht mehr möglich
nach oben
Debatte bei Facebook

Newsletter
  • Unsere Newsletter halten Dich täglich oder wöchentlich über die Nachrichten aus der queeren Welt auf dem Laufenden.
    Email: