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Drei Menschen mit HIV spendeten ihr Blut, das unter die Tinte für die 2.500 Sonderexemplare von "Vangardist" gemischt wurde (Bild: Saatchi & Saatchi)

  • 04. Mai 2015 17 3 Min.

Mit einer "infizierten" Printausgabe will das österreichische Lifestyle-Magazin "Vangardist" die Immunschwächekrankheit Aids ins Gedächtnis rufen.

Gelungener PR-Coup, wichtige Aktion gegen die Ausgrenzung von Menschen mit HIV oder eine geschmacklose Selbst-Inszenierung? Das österreichische Onlinemagazin "Vangardist", das sich als "progressives Männermagazin" vermarktet und sich mit Lifestyle-Themen überwiegend an schwule Leser richtet, hat seine dritte Print-Sonderausgabe teilweise mit einer Mischung aus Tinte und dem Blut von drei HIV-positiven Menschen gedruckt.

"Wenn ihr die 'infizierte' Printausgabe in Händen haltet, werdet ihr mit HIV in Kontakt kommen wie niemals zuvor," schreibt Chefredakteur Julian Wiehl im Editorial. Gedruckt wurde die "Limited Edition" nach Verlagsangaben in einer Auflage von 2.500 Exemplaren, darüber hinaus sollen 15.000 weitere, aber ohne Blut gedruckte Magazine ab Donnerstag am Kiosk erhältlich sein – im Online-Shop gibt es die Hefte für 50 Euro (mit Blut) bzw. 9,90 Euro (ohne Blut). Auf der Homepage kann die Ausgabe allerdings auch kostenlos durchgeblättert werden.

"Statement im Kampf gegen das Stigma"


Pressefoto zur Aktion: Blaue Tinte trifft infiziertes Blut (Bild: Saatchi & Saatchi)

Das Heft widmet sich schwerpunktmäßig dem Thema HIV und Aids, das für die "Vangardist"-Redaktion aus dem öffentlichen Gedächtnis verschwunden sei. "Trotz 30 Jahren Aktivismus und Forschung bleibt HIV die sechstgrößte Todesursache auf der Welt. Trotzdem scheint der Virus für viele Leute kalter Kaffee zu sein", heißt es in einer Pressemitteilung der Werbeagentur Saatchi & Saatchi zum Launch des "positiven" Magazins.

Die Themen sind durchaus spannend: Vorgestellt werden die drei HIV-positiven Blutspender für den Druck, ein Tagebuch fasst die Entstehung der Sonderausgabe zusammen, und ein Essay beschäftigt sich unter der Überschrift "Die Rache Gottes" mit Schuldgefühlen und der Frage, warum es vielen so schwer fällt, über HIV zu sprechen. Doch vor allem sei die Bluttinte ein "Statement im Kampf gegen das Stigma, welchem so viele Menschen mit HIV täglich ausgesetzt sind", so Chefredakteur Julian Wiehl.

Dass Aufklärung über HIV und die Infektionswege tatsächlich notwendig ist, zeigt ausgerechnet die Pressemitteilung des Vermarktungspartners Saatchi & Saatchi, die erklärt, dass man sich beim "Vangardist"-Sonderheft nicht anstecken kann: "Das Magazin wurde unter strengster Kontrolle und mit Prozessen, die nach Richtlinien von Harvard und der Universität Innsbruck entwickelt wurden, gedruckt. Bei der Benutzung der physischen Ausgabe des Magazins gibt es kein Risiko auf eine Infektion, es ist 100% sicher." Selbst Chefredakteur Wiehl sieht sich im Editorial gleich zweimal genötigt, auf die "Sicherheit" seines Heftes hinzuweisen: "Wir haben das Blut pasteurisiert, das Virus ist tot."

Parallel zum Heft hat "Vangardist" die Kampagne #HIVHEROES gestartet: "Es gehört noch immer viel Mut dazu, die Ängste zu überwinden und über HIV zu sprechen oder sich jemanden anzuvertrauen. Deshalb wollen wir mit dieser Ausgabe Mut machen und den Helden in jedem von uns wecken."

Auf einer eigenen Website können die Leser Statements abgeben – auch dazu, was sie vom "infizierten" Magazin halten. (cw)

Youtube | PR-Video zur "infizierten" Sonderausgabe

#1 Harry1972
  • 04.05.2015, 06:19hBad Oeynhausen
  • Super Sache, nur der mehrfache Hinweis, man könne sich an dem Magazin nicht infizieren, stößt mir übel auf.

    Wie sehr HIV-Infizierte stigmatisiert werden, fiel mir vor vielen Jahren auf. Ein Bekannter schnitt sich in den Finger, griff sich ein Geschirrtuch und als ich sagte, er solle sowas nicht machen, reagierte er gereizt und sagte etwas in der Art, an dem Handtuch werde sich schon niemand Aids holen... dabei meinte ich es umgekehrt und wollte nur nicht, daß er sich irgendwelchen Dreck in die Wunde reibt. Immerhin war das Tuch schon benutzt.
    Der Vorfall zeigte mir aber deutlich, wie oft er wohl schon unter Mitmenschen zu leiden hatte, die ihn als so eine Art Virenschleuder betrachten.

    Da finde ich diese mehrfachen Hinweise auf pasteurisiertes Blut nicht wirklich überlegt.
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#2 AlexAnonym
  • 04.05.2015, 06:47h

  • Da mögen ja hehre Ziele dahinterstecken, aber ich finde es eher eklig und abstoßend, mit Blut zu drucken - egal ob das Krankheitserreger enthält oder nicht.
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#3 Sugarbitch
  • 04.05.2015, 07:27h
  • Einerseits finde ich es einen künstlerisch sehr kreativen Ansatz, andererseits finde ich die Aktion sehr fragwürdig was den Ekelfaktor anbelangt. Aber gut. Es wird ja genug progressive Kultur-Hipster geben, die gerne im Bewusstsein was Gutes gan zu haben, 40 Euro mehr für die Zeitschrift ausgeben.
    Auf alle Fälle regt die Aktion eine rege Diskussion an, was ja der Zweck der Sache ist.
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