https://queer.de/?25234
Anbiederung nach rechts
NRW-FDP kämpft gegen "Gender-Wahnsinn"
- 15. Dezember 2015, 12:01h 2 Min.
Susanne Schneider ist seit 2012 Abgeordnete im Düsseldorfer Landtag
Mit dem Stichwort "Gender-Wahnsinn" versucht die FDP in Nordrhein-Westfalen offenbar, ganz rechts außen zu fischen.
Mit dem Stichwort "Gender" lassen sich am rechten Rand viele Stimmen sammeln. So fabuliert der AfD-Rechtsaußen Björn Höcke über die "Geisteskrankheit namens Gendermainstreaming" und die rechtsradikale Zeitung "Junge Freiheit" wirbt mit dem Slogan "Gender-Wahnsinn stoppen".
Von dieser Stimmungsmache will nun offenbar auch die FDP profitieren: Susanne Schneider, die frauen- und gleichstellungspolitische Sprecherin der liberalen Fraktion in Nordrhein-Westfalen, schimpft neuerdings auf ihrem Twitter- und Facbeook-Auftritt über #Genderwahnsinn. So tippte sie am Montag stolz in die Tastatur:
Die BILD berichtet heute über meine Kleine Anfrage und den #Genderwahnsinn der Landesregierung – hier in der Popmusik.
Das Boulevardblatt hatte über eine Kleine Anfrage Schneiders geschrieben, in dem sich die FDP-Politikerin über die Förderung der "MädchenMusikAkademie" und von Fachtagen "Gender in der Popmusik" empört. In der Anfrage unterstellt sie der rot-grünen NRW-Regierung von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ganz abstruse und sinistre Pläne:
Bei dem Genderwahnsinn, den die Landesregierung betreibt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Radiosender verpflichtet werden, weibliche und männliche Interpreten im Wechsel zu spielen.
Am Dienstag hatte Schneider über noch mehr vermeintlichen Wahnsinn zu berichten, unter Berufung auf einen "Welt"-Artikel: "An NRW-Hochschulen gibt es einige Baustellen. Nun soll eine Million/Jahr in #Gender -Forschung. #Genderwahnsinn".
Man kann freilich darüber debattieren, ob man als Regierung eine Million Euro in die Geschlechterforschung oder lieber in andere Projekte investiert – oder doch die Steuern senkt oder das Defizit verringert. Es ist aber übel, wenn sich eine Partei, die laut Eigenbezeichnung liberal sein soll, mit Begriffen wie "Gender-Wahnsinn" bei Aktivisten am rechten Rand oder den Homo-Hassern der "Demo für alle" anhängt, die unter dem Schlagwort "Gender" gegen progressive Politik ankämpfen – gegen die Gleichstellung von Frauen und LGBT über queere Wissenschaft bis hin zu einer Schulaufklärung über Homo- und Transsexualität.
Das ist dabei nicht die erste Anbiederung der Politikerin an Menschen mit homophober und frauenfeindlicher Haltung: Letzten Monat stellte Schneider, die auf Facebook schon Fotos von sich mit der Autorin Birgit Kelle ("Gender-Gaga") postete, mit einem Fraktionskollegen eine Kleine Anfrage, in der sie die private Facebook-Äußerung eines jungen HIV-Positiven skandalisierte. Dafür erhielt sie von queer.de die Homo-Gurke und erntete Kritik von Aids-Hilfen. Schneiders Kritik wurde vor allem von christlich-fundamentalistischen sowie rechten Seiten aufgegriffen. (dk)
Bild: FDP-Fraktion im NRW-Landtag
Widerlich!