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Die katholisch-fundamentalistische Aktivistin Gabriele Kuby bei einer "Demo für alle" – eine solche homophobe Bewegung nach französischem Vorbild hatte sie einst für Deutschland öffentlich eingefordert (Bild: demofueralle / flickr / by 2.0)

  • 19. Juli 2016, 15:14h 38 6 Min.

Zum ersten Protest der "Demo für alle" in Bayern kommt am Sonntag mit Gabriele Kuby auch die oberste Scharfmacherin. Anlass sind die neuen "Richtlinien für die Familien- und Sexualerziehung".

Von Norbert Blech

Wenige Tage vor der ersten "Demo für alle" in München sind die ersten Redner des homophoben Protests bekannt geworden. In einer Pressemitteilung schrieb die Organisatorin Hedwig von Beverfoerde, dass unter anderem der Sozialwissenschaftler Prof. Manfred Spieker und die Publizistin Gabriele Kuby an der "Weckruf-Demo" am Sonntag unter dem Motto "Stoppt Gender und Sexualpädagogik der 'Vielfalt' in Bayerns Schulen!" teilnehmen werden.

Die bislang vor allem in Stuttgart aktive Bewegung, die von dem CDU-Mitglied Beverfoerde lange aus dem Berliner Büro der AfD-Europaabgeordneten Beatrix von Storch heraus koordiniert wurde, stört sich an Plänen der bayerischen Landesregierung, an Schulen demnächst behutsam und angemessen über Homo- und Transsexualität aufzuklären – der Unterricht im Freistaat soll Jugendlichen künftig helfen, "ihre geschlechtliche Identität sowie sexuelle Orientierung zu finden und anzunehmen" (queer.de berichtete).

Die "Demo für alle" fordert, dass dieser "Richtlinien-Entwurf entweder grundlegend geändert oder verworfen wird", da damit eine "Gender-Theorie als Ideologie, Unfug und Aberglauben" Einzug in die Schulen halten würde. Über 17.000 Menschen haben eine entsprechende Petition gegen die CSU-Pläne unterschrieben.


"Demo für alle" in Stuttgart 2015

Kubys Anhänger bringen christliche "Wut" auf die Straße

Die "Demo für alle", die sich ursprünglich gegen den Bildungsplan in Baden-Württemberg richtete und nach einem unerwarteten Mobilisierungserfolg auch eine Ehe-Öffnung für schwule und lesbische Paare oder Antidiskriminierungsregelungen bekämpfte, orientiert sich im Namen und Logo an der französischen Massenbewegung gegen die Ehe für alle. Die christlich-fundamentalistische Publizistin Gabriele Kuby, die jahrelang in Talkshows geladen wurde, um Homosexualität als "Sünde" zu bezeichnen, bevor Birgit Kelle quasi ihre Nachfolge in der Rolle antrat, hatte einst einen "Manif pour Tous"-Protest in Paris besucht.

Sie hatte danach diese Aktion gegen die "nicht repräsentative Homolobby" als "Ermutigung" für den "Widerstand in ganz Europa" für "die unaufhebbaren Vorgaben der Natur und die Familie als Grundlage des Gemeinwohls" beschrieben. Wenn sich eine Regierung dem entgegenstelle, schüre sie "berechtigte Wut, die sich früher oder später Bahn brechen wird". Von Beverfoerde erklärte bei einem Kongress des "Forums Deutscher Katholiken", dieser Text habe sie zur Gründung der "Demo für alle" veranlasst.

Was in München von Gabriele Kuby bei ihrer Rede zu erwarten ist, zeigt ein Blick auf einen früheren Auftritt bei der "Demo für alle" 2014. "Die systematische Förderung der Homosexualität ist keine Lebenspolitik", sagte sie da. "Sie fördert nicht die lebensfähigen Strukturen unserer Gesellschaft." Politik und Familienministerin sollten dem Gemeinwohl dienen und "nicht eine Homo-Flagge aufziehen". Zum Bildungsplan meinte sie: "Warum werden in unsere Schulklassen Homo-Paare geschickt, die pubertierende Kinder anturnen, ihnen sagen: 'Probier's doch mal aus'?"

Youtube | Gabriele Kuby 2014 auf einer "Demo für alle" in Stuttgart, eingeführt von Protestorganisatorin Hedwig von Beverfoerde

Der absurde Kampf gegen "Gender"

Mit dem Buch "Die globale sexuelle Revolution" legte Kuby, die mit Homo-Hassern aus der ganzen Welt gut vernetzt ist und entsprechende Konferenzen etwa im Kreml besuchte, quasi den Handlungsplan für eine erzkonservative Rollback-Bewegung vor. Die Kapitel tragen Überschriften wie "Europäische Union auf Gender-Kurs", "Politische Vergewaltigung der Sprache", "Pornografie ganz normal?", "Hetero, homo, bi, trans – alles gleich-gültig?", "Sex-Erziehung in Schule und Kindergarten" oder "Totalitarismus im neuen Gewand" – unter dem Schlagwort "Gender" wird alles versammelt, was konservative bis rechte sowie christliche Aktivisten stört, und publikumswirksam zu einer Verschwörung zusammengerührt.

Erst kürzlich verteidigte Kuby als Befürworterin einer "Heilung" Homosexueller, dass sie vor dem "erheblichen gesundheitlichen und psychischen Risiko" einer "praktizierten" Homosexualität warnt: "Wer darauf hinweist, ist ebenso wenig 'schwulenfeindlich', wie es 'raucherfeindlich' ist, auf die Risiken des Rauchens hinzuweisen. Im Gegenteil! Nur informierte Bürger können mündige Entscheidungen treffen" (queer.de berichtete). Kuby ist Kuratoriumsvorsitzende des "Forums Deutscher Katholiken", bei dem neben Beverfoerde auch Bischöfe auftreten und etwa Bibelpassagen zur Tötung Homosexueller zitieren (queer.de berichtete).

Häufiger Gast mit Vorträgen gegen "Gender Mainstreaming" und Co. ist auch der zweite für München angekündigte Redner, Manfred Spieker, Professor für Christliche Sozialwissenschaften im Ruhestand und Vertreter des "wissenschaftlichen" Beirats der Homo-"Heiler" vom Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft.

Er hat ein – deutlich von Kuby inspiriertes – Buch über den "Psycho-Müll" der Gender-"Ideologie" geschrieben und im Januar einen "Gender-Kongress" der "Demo für alle" in Stuttgart mit Aussagen über die "konstruierte" Diskriminierung Homosexueller unterhalten (queer.de berichtete). Homosexualität sei "generationenblind und lebensfeindlich", meinte Spieker und beklagte, dass nur noch eine Minderheit es wage, Homosexualität abzulehnen und als "Unsittlichkeit" zu bezeichnen, und deswegen als homophob gelte. "Die Antidiskriminierungskampagne der Homo-Lobby nimmt inzwischen selbst diskriminierende Formen an".

Youtube | Manfred Spieker im Januar 2016 auf einem Kongress der "Demo für alle" in Stuttgart

Mögliche weitere Redner und Hetzer

Auf Facebook ihr Kommen zur Münchner "Demo für alle" zugesagt hat Katrin Ebner-Steiner vom Landesvorstand der bayrischen AfD; in dem sozialen Netzwerk postete sie auch einen Aufruf der "Bundesvereinigung 'Christen in der AfD'" zur Demo-Beteiligung. Die vierfache Mutter hielt erst letzte Woche eine kleine Kundgebung "gegen den Gender-Wahn" in Erding ab, gegen "das Treiben der Gender-Lobby", gegen "staatlich geförderte Umerziehungsprogramme" und gegen "die Verunsicherung der Kinder in Bezug auf ihre sexuelle Identität".

Die Politikerin hatte bereits im April landesweit für Aufsehen und Spott gesorgt, weil sie in einem sechsminütigen Video meinte, die geplante Schulaufklärung in Bayern erinnere an "sozialistische Verhältnisse im Bildungswesen à la DDR" und sei eine "Entwertung des natürlichen Sexualverhaltens" und eine "Verharmlosung gesellschaftlich umstrittener sexueller Verhaltensweisen und Praktiken von Minderheiten" (queer.de berichtete). Das "traditionelle Familienbild" biete Kindern hingegen "am meisten Schutz vor ideologischer Verirrung, vor Drogen und Kriminalität".


Katrin Ebner-Steiner vom AfD-Landesvorstand kämpft gegen das "Treiben der Gender-Lobby"

Sein Kommen zur Münchner "Demo für alle" zugesagt hat auch Karl-Christian Hausmann vom evangelischen Arbeitskreis der CDU Stuttgart, ein offizieller Bündnispartner der "Demo für alle". Hausmann hatte mehrfach auf den Demos gesprochen und im Streit um den Bildungsplan davor gewarnt, Schülern "fremde Meinunngen überzustülpen" und eine "Frühsexualisierung" durchzuführen. "Widerstand" sei "Pflicht", sagte er in einem Promo-Video zu einer Demo.

Aus Bayern selbst stammt David Bendels, der für den "Konservativen Aufbruch", der "CSU-Basisbewegung für Werte und Freiheit", mehrfach auf der Demo in Stuttgart sprach ("Wir stehen hier ein für Ehe und Familie und für unsere Kinder", "für die Zukunft unseres Landes"). In mehreren Bussen hatte er dazu dutzende Anhänger aus Bayern angekarrt. Inzwischen ist er aus der Partei ausgetreten, nachdem ihm die CSU einen Auftritt bei der AfD untersagt hatte.

Zu rechnen ist auch mit einem Besuch von Karin M. Fenbert, der Geschäftsführerin von "Kirche in Not" – das Hilfswerk päpstlichen Rechts ist in München ansässig und vertreibt einen Flyer gegen die "Gender-Ideologie", der sich deutlich an Gabriele Kuby orientiert und etwa den Begriff Homophobie kritisiert als "Totschlag-Argument gegen Andersdenkende, die praktizierte Homosexualität nicht als natürliche Form menschlicher Geschlechtlichkeit anerkennen" (queer.de berichtete). In Stuttgart sagte Fenbert auf einer Demo, der Bildungsplan richte sich gegen die "christliche Geschlechterlehre".

Nicht auszuschließen ist, dass die "Demo für alle" noch eine "Überraschung" aus dem Hut zaubert: Mit neuen Gästen sorgte sie zuletzt in Stuttgart für immer neuere Tiefpunkte. Im Oktober 2015 ließ sie einen "enthaltsamen" Schwulen aus den Reihen der Homo-"Heiler" von "Wüstenstrom" vorführen (queer.de berichtete). In diesem Februar warnte der Salzburger Weihbischof Andreas Laun vor der "dämonischen Gender-Ideologie", die sich zu einer "Diktatur" wie "einst der Kommunismus und der Nationalsozialismus" entwickeln könne (queer.de berichtete).

Gegenprotest

Das Aktionsbündnis "Vielfalt statt Einfalt" hat als Reaktion auf die "Demo für alle" zur Kundgebung "Vielfalt für Alle!" aufgerufen, ab 12.30 Uhr am Richard-Strauß-Brunnen (Neuhauser Straße 8). Weitere Details, etwa zu den Rednern, finden sich bei Facebook.

Die "Weckruf-Demonstration" der Homo-Gegner selbst beginnt um 14 Uhr am Justizpalast (Elisenstraße 1) und kehrt dort nach einer kurzen Demonstration zurück. Die Kundgebung soll um 17 Uhr beendet sein.

#1 RobinAnonym
  • 19.07.2016, 16:15h
  • Da findet sich ja wieder mal die ewig gleiche schrille Minderheit der Hetzer vom Fanatiker-Stadel zusammen, die sich auf einem Kreuzzug gegen Vielfalt und Liebe wähnen, weil sie die biederen muffigen 1950er zurücksehnen und nicht mit gesellschaftlichem Fortschritt klarkommen.

    Und natürlich werden die wieder vor keiner Lüge zurückschrecken, um Hass zu schüren und ihr totalitäres Weltbild durchzusetzen.
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#2 die sünderinAnonym
  • 19.07.2016, 16:52h

  • Kuby ist geschieden und hat sich gegen die Unauflöslichkeit der Ehe versündigt.

    Aber da nimmt sie es nicht so genau. Der Glaube gilt nur da, wo es ihr passt.
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#3 AlexAnonym
  • 19.07.2016, 17:42h
  • Ich hoffe, dass es zahlreiche Gegendemonstranten gibt, die diesen Fanatikern zeigen, dass sie nicht für die Mehrheit sprechen.
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