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Aufruf zum CSD
Hamburg sucht gezielt schwule und lesbische Pflegeeltern
Rund 3.000 Hamburger Kinder und Jugendliche leben gegenwärtig nicht bei ihren leiblichen Eltern (Bild: Szenenfoto aus dem Film "Patrik 1,5")
- 4. August 2016, 05:59h 2 Min.
Der rot-grüne Hamburger Senat ermutigt homosexuelle Paare, sich als Pflegeeltern für Kinder zu bewerben, die gegenwärtig nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können. Aus Anlass der Pride Week des CSD veranstalteten die Familienbehörde und der Hamburg Pride e.V. am Mittwoch eine Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema.
"Hamburg ist bunt – das ist die gesellschaftliche Realität. Kinder brauchen vor allem ein stabiles Umfeld, viel Zuwendung und zugewandte Erwachsene. Die Anforderungen an homosexuelle Pflegeeltern sind die gleichen wie an heterosexuelle", erklärte Familiensenatorin Melanie Leonhard (SPD), die auch Schirmherrin des Hamburg Pride 2016 ist. "Wir haben in Hamburg strenge Vorschriften und ein hartes Verfahren, das alle durchlaufen müssen. Aber der Prozess lohnt sich, denn man hilft Kindern in einer schwierigen Lebensphase und gibt ihnen ein Zuhause auf Zeit."
"Lesben und Schwule müssen bei der Vermittlung von Pflegekindern gleich behandelt werden, denn sie können genau so gute Eltern sein wie heterosexuelle Menschen", meinte Stefan Mielchen vom Hamburg Pride. "Leider zeigt die Erfahrung vieler Homosexueller, dass 'klassische' Familienverhältnisse oft für stabiler gehalten werden als die lesbischer oder schwuler Paare. Das ist haltlos und diskriminierend. Neben einer Gleichbehandlung bei den Pflegschaften muss der Gesetzgeber im Bund auch endlich das volle Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare schaffen."
Seit 2012 ist die Zahl vermittelter Pflegekinder in Hamburg nach einer Verschärfung der Bestimmungen rückläufig. Vor vier Jahren war das elfjährige Pflegekind Chantal an einer Vergiftung durch die Heroin-Ersatzdroge Methadon gestorben, die in der Wohnung ihrer Pflegeeltern herumlag. Seit dem Vorfall müssen mögliche Pflegeeltern in der Hansestadt nun auch ein Gesundheitszeugnis inklusive Drogentest sowie ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Auschlusskriterien sind ebenfalls eine Zugehörigkeit zu Scientology oder eine fehlende Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie und dem Jugendamt.
Über das genaue Verfahren sowie geeignete Anlaufstellen informiert die Hamburger Familienbehörde auf ihrer Homepage. (cw)
Die psychische Belastung ist für Pflegeeltern und deren Pflegekinder enorm. Die leiblichen Eltern können fast jederzeit "ihre" Kinder aus der Pflegestelle reißen.
Dass die SPD sich für diese schlechtere Variante einsetzt, aber im Bund als Regierungspartei (!) das Adoptionsrecht Schwulen und Lesben weiterhin verweigert, zeigt mir wieder einmal, dass ich als Schwuler von der SPD nichts anderes als hingeworfene Brocken zu erwarten habe, mit denen ich dann mal schön ruhiggestellt werden soll. Dafür gibt es meine Wahlstimme sicher nicht.